Freitag 17. Juli 2020

Im Anfang war ...

 

Glaube hängt - neben dem Vertrauen - auch mit Staunen und Ehrfurcht zusammen. Ehrfurcht und Staunen erleben Menschen z.B. beim Blick in den sternenübersäten Himmel. Mit Hilfe von Weltraumteleskopen reicht dieser Blick weit über unsere Galaxie in den Kosmos hinaus - scheinbar unendliche Welten tun sich auf.

 

 

Ehrfurcht und staunen stellt sich aber auch beim Blick in das Erbmaterial der Lebewesen ein. Wie genial einfach und doch so komplex ist es aufgebaut. Das menschliche Erbgut (DNA) wäre ausgebreitet ca. zwei Meter lang. Dieser zwei Meter lange Faden passt in einen 1/1000 Millimeter großen Zellkern. Es ist unvorstellbar, aber in jeder unserer Millionen Zellen steckt die komplette Erbinformation für den gesamten Organismus. Wie ist das alles entstanden?

 

Eine atemberaubende Theorie

 

Die aktuellste Theorie von der Entstehung des Universums ist die "Urknall"-Theorie: Sie besagt, dass es einen Anfang der Welt gegeben hat, in dem alle Strahlung und alle Materie in einem kaum beschreibbaren Ur-Feuerball von kleinstem Umfang, größter Dichte und Hitze komprimiert war.

 

Mit einer gigantischen Explosion, dem "Ur-Knall", soll vor ungefähr 14 Milliarden Jahren die noch immer andauernde Ausbreitung des Universums begonnen haben. Unser Planet Erde dürfte aus kosmischen Staubwolken vor etwa fünft Milliarden Jahren gebildet worden sein.

 

... und trotzdem offene Fragen

 

Bedenkenswert ist, dass Atom- und Astrophysik ganz elementare Rätsel dieses Ursprungs nicht lösen können: Warum beginnt der Kosmos nicht mit einem Chaos, sondern mit einem Urzustand erstaunlicher Ordnung? Insbesondere auf die letzte und wichtigste Frage können Naturwissenschaftler keine Antwort geben:

 

  • Warum sind vom Urknall an schon alle Naturgesetze gegeben, ohne die eine weitere Entwickung nicht möglich gewesen wäre?
  • Warum gibt es die Welt eigentlich, die doch auch nicht sein könnte?

 

Diese Fragen nach dem letzten Woher, nach dem Grund, Sinn und Ziel von Welt und Mensch gehört zu den großen religiösen Fragen der Menschheit.

 

Gott als Alpha und Omega

 

Alles existiert, weil es eine höhere Macht, ein "Wesen" gibt, das darüber steht. Gläubige Menschen erkennen darin Gott. Er steht am Anfang aller Entwicklung, nicht Zufall oder Willkür, nicht ein Dämon oder blinde Energie. Gott "befristet" unsere Zeit zugleich - die Kirche hat dafür den Begriff geprägt, dass Gott das "Alpha und Omega" darstellt, Anfang und Ende, Ursprung und Ziel.

 

Der biblische Schöpfungsglaube

 

Wenn die Bibel von der Erschaffung der Welt redet, soll das nicht als wissenschaftlicher Bericht missverstanden werden. Vielmehr kommt in den biblischen Schöpfungserzählungen der Glaube an den liebenden und treuen Gott zum Durchbruch. Das Volk Israel erlebt seinen Gott im Laufe seiner bewegten Geschichte als mächtig, treu, zuvorkommend und menschenfreundlich: Wie kann jemand anderer oder etwas anderes hinter dieser Schöpfung stehen? Weil sich Gott als Herr der Geschichte erwiesen hat, ist er auch der Herr des Universums!

 

Weltbild und  Menschenbild

 

 

In den verschiedenen Schöpfungserzählungen der  alttestamentlichen Zeit fällt auf, wie sehr sich der biblische Schöpfungsglaube von dem seiner Umwelt unterscheidet. Für die Babylonier z.B. ist die Welt und der Mensch aus Teilen und dem Blut eines besiegten Ungeheuers geformt worden. Am Anfang - ganz oben - steht demnach die Macht des Stärkeren, Aggression, Gewalt und Faustrecht.

 

Ganz anders die Bibel: hier ist die Rede, dass die Welt durch Gottes Zuwendungm Sympathie und Wohlwollen entstanden ist. Welt und Mensch sind in den Augen Gottes "sehr gut". Sie haben einen Eigenwert, sie sind sogar gewollt, geliebt und einzigartig. In der biblischen Schöpfungsgeschichte wird der Mensch sogar als "Abbild Gottes" vorgestellt:

 

"Dann sprach Gott: Lasst und Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. ... Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie... Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut." (Vgl. Gen 1,26-31)

 

... und ein Auftrag

 

Im berühmten Bild Michaelangelos von der Erschaffung des Menschen in der Sixtinischen Kapelle begegnen die Hand Gottes und die Hand Adams in der Waagrechten, auf der gleichen Ebene: ein Symbol für die große Bedeutung, die der Mensch vor Gott hat.

 

Dies ist zugleich ein Auftrag: Der Mensch entspricht seinem göttlichen Vorbild, wenn er sich seinen Mitmenschen zuwendet, wenn er eigenständig, verantwortungsfähig und geistvoll lebt. Eine unfreie "Marionette", ein "buckelnder" Untertan, ein unreifes "Muttersöhnchen" oder ein Unterdrücker spiegeln das Bild Gottes nicht.

 

Das Ziel: menschenwürdiges Leben

 

Der christliche Schöpfungsglaube ermutigt uns, mit allem behutsam und weitblickend umzugehen, das Leben und die Welt menschenwürdig zu gestalten. Dass dies nicht leicht geht, zeigt einerseits die Erfahrung, andererseits weist auch bereits die Bibel drastisch-realistisch darauf hin. Zugleich erzählt sie, dass Gott uns auf diesem Weg nicht alleine lässt.

 

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